Sprungmarken
Dynamische Navigation einblenden
Dynamische Navigation ausblenden
Suche
Suche
Kopfillustration
Bild in voller Höhe anzeigen Bild in halber Höhe anzeigen
Sie befinden sich hier:
  1. Tourismus
  2. Sehenswertes
  3. Bauwerke
  4. Theodor-Heuss-Brücke

Theodor-Heuss-Brücke

Schönste Verbindung

Anmutig verbindet die Bogenbrücke seit 1885 Mainz mit dem rechtsrheinischen Kastel. Sie gilt als eine wichtige sowie als eine der schönsten Achsen über den Rhein. Hoch frequentiert wird die Theodor-Heuss-Brücke nicht nur von PKW's - sie ist fester Bestandteil vieler Radausflüge und Joggingtouren. Spaziergänger genießen von hier aus den Blick über den Fluss auf Mainz.

In der Nähe der antiken römischen Brücke und der späteren kurfürstlichen Schiffsbrücke erbaut, war die Theodor-Heuss-Brücke von Beginn an etwas Besonderes für die Menschen auf beiden Rheinseiten. Mehrere Brückenfeste zeugen von der großen Bedeutung der Verbindungsachse.

Theodor-Heuss-Brücke auf einen Blick

Zahlen, Daten, Fakten

Errichtet: 1882 bis 1885
Architektonisch-künstlerischer Entwurf: Friedrich von Thiersch
Bauherr: Gemeinschaftsprojekt der Firmen Philipp Holzmann und der Gebrüder Benckiser

Historisches

Mehr als 1.000 Jahre gab es keine feste Brücke, die beide Rheinseiten miteinander verband. Das sollte sich Ende des 19. Jahrhunderts ändern. 1882 begannen die Bauarbeiten nach einer deutschlandweiten Ausschreibung. Aus 38 Entwürfen entschied sich das Preisgericht für das Gemeinschaftsprojekt der Firmen Philipp Holzmann und der Gebrüder Benckiser.

Hochwasserkatastrophen im Winter 1882/83 behinderten die Bauarbeiten sehr stark, doch 1885 fanden die Arbeiten an den fünf Stahlbögen auf massiven Sandsteinpfeilern ein glückliches Ende.

3,5 Millionen Kilogramm Schmiedeeisen waren erforderlich, unzählige Nieten hielten die Konstruktion, die nach Einbau der neuen Bögen beim Brückenfest unserer Tage an die Bevölkerung verkauft wurden. Die Spannweiten von 87-99-103-99-87 Meter sorgten nicht nur für einen reibungslosen Schiffsverkehr, sondern trugen in ihrem Wechsel maßgeblich zur eleganten Erscheinung des Bauwerkes bis heute bei.

Am 30. Mai 1885 war es soweit: Die neue Brücke wurde feierlich eingeweiht. An diesem Tag war die Nutzung noch frei. Ab dem 1. Juni 1885 mussten alle Passanten ein Brückengeld zahlen: Vier Pfennig jeder Fußgänger, fünf Pfennig jeder Fahrgast der Pferdebahn, für ein Schwein oder eine Ziege musste immerhin ein Pfennig entrichtet werden, Schüler waren befreit.

Zollbeamte saßen in so genannten Octroihäuschen auf beiden Brückenköpfen und kassierten den Obolus. Was zunächst für drei Jahre befristet war, galt letztlich 27 Jahre lang. Erst 1912 wurde das Brückengeld abgeschafft.

Den Brückenzoll erhob die großherzogliche Landesregierung, um die für die damalige Zeit immensen Baukosten in Höhe von 3,6 Millionen Goldmark zu refinanzieren.

Bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts nahm das Verkehrsaufkommen derart zu, dass die Brücke 1931 bis 1934 um fünf Meter verbreitert wurde. Kein leichtes Unterfangen, da aus statischen Gründen auch die Pfeiler im instabilen Flussgrund neu gemauert werden mussten. 

Zweiter Weltkrieg und Wiederaufbau

1945 sprengten deutsche Pioniere in den letzten Kriegsmonaten (im März) die Brücke, ohne damit den Vormarsch der Alliierten aufhalten zu können. US-Pioniere schlugen für die Dauer des Wiederaufbaus, der 1950 mit einem Brückenfest gekrönt wurde, eine Schiffspontonbrücke, ähnlich wie es sie in kurfürstlicher Zeit seit 1661 gegeben hatte. Die wiederaufgebaute Brücke in den einfacheren Formen der Neuzeit führte noch Schienenstränge für den Tramverkehr. 1960 erhielt die Kasteler Seite den Kreisel zur Bewältigung der Verkehrsströme von drei aufeinander treffenden Bundesstraßen.

Seit 1945 kommt der Brücke noch eine weitere Bedeutung zu: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rhein zur Grenze zwischen amerikanischer und französischer Besatzungszone erklärt und die Stadt Mainz somit geteilt. Der linksrheinische Teil von Mainz wurde anschließend in das neu gebildete Land Rheinland-Pfalz eingegliedert, während die rechtsrheinischen Stadtteile dem neu gegründeten Bundesland Hessen zugeschlagen wurden.

Das rechtsrheinische Mainz-Kastel wurde wie Mainz-Amöneburg und Mainz-Kostheim unter "treuhändische Verwaltung" durch die heutige hessische Landeshauptstadt Wiesbaden gestellt.

Generalsanierung von 1991 bis 1995

Einen großen Wandel erlebte die Brücke während der Generalsanierung von 1991 bis 1995. Besonders die Stahlbögen mussten ausgetauscht, die Fahrbahnplatten erneuert werden. Im Zuge der Sanierung sorgte die Denkmalpflege dafür, dass neben den technisch und funktional notwendigen Arbeiten auch der ursprüngliche Charakter des Bauwerks Beachtung fand. Bei der Auswahl der Lampen, der Geländer, der Farbigkeit und beim Einbau historischer Details wie der Wappenkartuschen oder eines originalen Halbbogens am Kasteler Ufer versuchte man die alte Schönheit des Bauwerks wieder herzustellen.

Neben der technischen Herausforderungen der Sanierung bewältigten die Brückenbauer der Jetztzeit bei fließendem Verkehr ein Mammutwerk. Insgesamt kostete der Umbau 139,5 Millionen Mark. Viel Geld, das aber angesichts der Funktion der wichtigen Verbindung und der Ästhetik des Bauwerks vor dem berühmten Mainzer Stadtpanorama gut angelegt wurde.

Nach mehr als dreijähriger Generalsanierung wurde die Theodor-Heuss-Brücke am 18. Juli 1995 wieder für den Verkehr freigegeben. An diesem und dem darauffolgenden Tag jedoch nur für rund 200.000 Fußgänger, die aus den beiden Landeshauptstädten diesseits und jenseits des Rheins herbeigeströmt waren, um mit dem Brückenfest ihre schönste Verbindungsachse zu feiern.

Nicht ganz in der Mitte der Brücke markiert das Ortsschild Mainz-Kastel die Landesgrenze zwischen Hessen und Rheinland-Pfalz. Die Straßenbrücke im Zentrum der Stadt war und ist für die Menschen in Mainz auf beiden Rheinseiten schon immer etwas besonderes. Nur so ist der große Andrang nach den Restaurierungsarbeiten des 110 Jahre alten Bauwerks zu verstehen.

Dies war auch bei den insgesamt drei vorausgegangenen Brückenfesten der Fall gewesen. 1995 konnten die Passanten zur Mitfinanzierung des Fests mit seinen sieben Bühnen, einem doppelten Musikfeuerwerk und zum Erwerb einer kleinen Erinnerung einen Brückenzoll entrichten.

Architektur

Friedrich von Thiersch entwarf die moderne Stahlkonstruktion, die als Wunderwerk der Technik galt. Der Architekt schuf in den Folgejahren mit dem Wiesbadener Kurhaus und der Frankfurter Festhalle weitere bedeutende Bauwerke in der Region Rhein-Main.

Vor der historischen Kulisse von Deutschhaus und Zeughaus erstreckt sich das elegante funktionale Bauwerk auf einer Länge von 550 Metern. Die fünf Stahlbögen mit Spannweiten von 87-99-103-99-87 Metern werden zwischen den beiden Brückenköpfen von vier Sandsteinpfeilern getragen.

Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg orientierte man sich bei den  Brückengeländer zwar am historischen Vorbild. Es handelt sich jedoch um eigens angefertigte Neuschöpfungen.

Heute

Die Theodor-Heuss-Brücke verbindet heute über Mainz-Kastel die beiden Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen sowie die Landeshauptstadt Mainz mit der Landeshauptstadt Wiesbaden.

Als Teil beliebter Radrouten und Joggingstrecken werden nicht nur ihre Fahrbahnen sondern auch die Bürgersteige rege genutzt.

Für "Mehr-Wisser": Römische Rheinbrücke

Schon die Römer errichteten eine erste feste Rheinbrücke. Einen Eindruck hiervon vermittelt zur Zeit nur ein Bronzerelief an der Theodor-Heuss-Brücke, etwa 100 Meter flussaufwärts vom eigentlichen Standort entfernt.

Mit Castellum hatten die Römer einen Brückenkopf auf der rechten Rheinseite gebaut. In den ersten Jahren der Offensive hat hier vermutlich zunächst eine Pontonbrücke die Verbindung hergestellt.

Etwa im Jahre 27 nach Christus löste dann die erste feste Brücke den Vorläufer ab. Sie bestand aus mindestens 21 Steinpfeilern von 18 Metern Länge und 7 Metern Breite und besaß eine 12 Meter breite, mehrspurige Fahrbahn. Die Reste dieser römischen Rheinbrücke, die oberhalb der heutigen Theodor-Heuss-Brücke stand, sind Beleg für die hohe Ingenieurkunst der Römer. Ihre Stützpfeiler wurden aus großen Steinquadern zusammengesetzt und steckten in sogenannten "eisernen Pfahlschuhen". Diese wiederum saßen auf Eichenpfählen, die in den Flussgrund gerammten worden waren.

Theodor-Heuss-Brücke Carsten Costard
1 / 1