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Blog Rheinhessenvinothek

Die wahre Heimat der Great Capital-Weine

Die Tafel zeigt sie alle: Gunderloch, Gehring, Schätzel – sie stehen alle hier. Direkt vor mir, auf dem Tisch – die besten deutschen Weinmacher der Region Rheinhessen, eingraviert in eine wunderschöne Tafel aus verschiedenen Hölzern, eine Kühlschiene in der Mitte. Wie passend: Die Weinflaschen stehen buchstäblich auf dem, worum es hier geht: Weinmacher, Vielfalt, natürliche Grundlage. 

Entlang der Wände: Weinflaschen über Weinflaschen drängen sich auf den Regalen in diesem Raum mit den hohen Decken. "Wir haben Weine von ungefähr 150 Winzern aus Rheinhessen hier", sagt Sigrid Hahn, "drei Weine pro Weingut." Was viel klingt, ist doch nur eine kleine Auswahl: Rheinhessen ist schließlich die größte Weinanbauregion in Deutschland mit Hunderten von winzigen Weindörfern, jedes mit diversen Weingütern. "In manchen Dörfern mussten wir losen, wer hier vertreten sein durfte", sagt Hahn. Geschäftsführerin beim Bauernverband war sie auch mal, und dort auch für die Landjugend zuständig, "alles potenzielle Hier-Steher", sagt sie mit dem Blick ins Weinregal.

Thörle, Manz, Kühling-Gillot, Sigrid Hahn kennt sie alle. Die Geschäftsführerin der Rheinhessenvinothek wuchs selbst in einem Weingut auf, in Ober-Hilbersheim, einem dieser winzigen Weindörfer mit wunderschönen Fachwerkhäusern im Hinterland von Mainz. "Ich wollte eigentliche Tierärztin werden", erzählt Hahn lachend, fünf Pferde gehörten zur Familie. Die Diplom-Agraringenieurin studierte Landwirtschaft und heiratete einen Winzer. Heute leiten ihre Söhne die "Weinmanufaktur Brummund", die auch noch eine alte Schmiede besitzt. Hahn selbst ging ins Weinverkaufsgeschäft – und entdeckte ein Talent.

"Etwas Leichtes, mit Barrique oder eine Wuchtbrumme?", fragt sie gerade, eine Kundin ist in die Vinothek geschlendert. Die junge Frau ist auf der Suche nach einem Wein fürs Samstag-Abendessen mit Freunden, spanische Quiche soll es geben. "Es gibt ja so viel Auswahl hier", staunt sie. "Sie kaufen auf keinen Fall die Katze im Sack", beruhigt Hahn, "alle Weine hier sind hervorragend." Die Kundin kauft am Ende einen leichten Spätburgunder aus dem Edelstahl, und nimmt auch gleich noch einen "Lässisch Rhoihessisch" mit – eine leichte Weißweincuvée aus Mainz.

Sie hätte auch zu einem echten Spanier greifen können, oder einem Wein aus Südafrika, Chile oder Argentinien. "Von allen Great Wine Capitals weltweit haben wir mindestens zwei Weine hier", sagt Hahn stolz. Die meisten Vinotheken präsentierten ja ihre eigene Produkte oder die der Region, die Rheinhessenvinothek ist anders: Hier ist das wahre Zuhause der Great Wine Capitals in ihrer ganzen Bandbreite. Kein Wunder, dass sie 2017 den Best Of Wine Tourism Award in der Kategorie Weintourismus gewannen – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch international.

Es war 2015, als das Restaurant nebenan im alten Proviantamt in Schwierigkeiten geriet: Der Geschäftsführer starb überraschend, und das Restaurant selbst litt unter den großen Räumen mit der leichten Bahnhofsatmosphäre. "Die Stadt Mainz wollte immer eine Rheinhessenvinothek", erinnert sich Hahn, "in meinem Boss hatten sie jemanden, der zuhörte." Ihr Boss, das ist Karl Strack, Bauunternehmer mit großem Herz für Rheinhessen und seine Genüsse.

Strack hörte nicht nur zu, sondern handelte: Ein Teil der riesigen Restaurant-Hallen wurde abgeteilt und in einen Wein-Schrein verwandelt, in dem die Lampen aus hängenden  Weinflaschen bestehen und eine große Tafel direkt am Eingang zum Verweilen einlädt. "Glück und Freude kann man nicht kaufen, aber eine Flasche Wein...", sagt ein Schild direkt daneben.

Riesling und Scheurebe, aber auch Bacchus, Würzer und Accolon gibt es hier, oder auch den Roten Muskateller, den sie schon zu Zeiten Martin Luthers tranken. "Von Worms bis Alzey und hoch nach Bingen kann man hier Rheinhessen probieren", sagt Hahn, "und viele wissen gar nicht, dass es auch in den äußersten Zipfeln gute Betriebe gibt." Und so kommen beileibe nicht nur Touristen in die Rheinhessenvinothek, sondern auch Einheimische, die Weine werden zu denselben Preisen wie auf den Weingütern verkauft.

Auch Lesungen und Weinproben gibt es, sogar ein Open Air-Theaterstück ist gerade in Mache, verrät Hahn: Staatstheater-Intendant Markus Müller habe ein Stück eigens für die Vinothek geschrieben. Worum es gehen wird? "Oh, alles", sagt Hahn: "Wein, Kultur, Lebensfreude, Entspannung, Genießen – alles, was Mainz eben ausmacht."

Über die Bloggerin

Die Journalistin Gisela Kirschstein lebt seit 1990 in Mainz und ist unter anderem für ihre Website Mainz& ständig auf der Suche nach spannenden Themen aus Mainz und Rheinhessen. 2015 gewann sie den internationalen Bloggers' Contest der Great Wine Capitals.