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Gutenberg-Museum
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Buchgeschichte

Das Gutenberg-Museum besitzt eine einzigartige Sammlung zur Buchgeschichte, die sieben Jahrhunderte und Zehntausende Bände umfasst. Die Bestände, die in der Gutenberg-Bibliothek erschlossen und gesammelt werden und in Teilen in die Ausstellungen des Museums eingehen, zeichnen die Entwicklung des Mediums Buch in eindrucksvoller Weise nach.

Über siebenhundert Jahre Buchgeschichte

Die Sammlung umfasst Buchbestände des 15. bis 21. Jahrhunderts. Ihr Herzstück, die beiden Exemplare der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel von 1452-55, wird durch mehr als 3.300 Inkunabeln ergänzt, die zu den weltweit bedeutendsten gehören. Weitere Sammlungsbereiche tragen den reichhaltigen Formen Rechnung, die das gedruckte Buch im Lauf seiner Geschichte entfaltet hat. Dazu zählen Pressendrucke, Künstlerbücher, Bilder- und Kinderbücher sowie eine umfangreiche Sammlung von Miniaturbüchern.

Inkunabeln

Die Sammlung umfasst rund 3.300 Frühdrucke (von lat. „incunabula“ = Windel, Wiege). Neben den beiden Gutenberg-Bibeln zählen u.a. auch Exemplare der berühmten „Weltchronik“ von Hartmann Schedel (1493) und die „Cosmographia“ (1482), ein gedruckter Atlas nach Ptolemäus, der als Meilenstein des Landkartendrucks gilt, zu den Beständen. Auch eines der schönsten Werke des 15. Jahrhunderts ist in der Sammlung vertreten. Francesco Colonnas „Hypnerotomachia Poliphili“ (Der Traum des Poliphilus) von 1492 mit Holzschnitten im Stil der italienischen Renaissance gilt als ein Meisterwerk des frühen Buchdrucks.

Buchbestände 16. bis 18. Jahrhundert

Die Sammlungen des 16. bis 18. Jahrhunderts zeichnet die thematische und mediengeschichtliche Vielfalt und Entwicklung des Buches nach. Zu den Höhepunkten der Sammlung zählen u.a. Sebastian Brandts „Narrenschiff“ (1506) mit Holzschnitten, die zum Teil vermutlich vom jungen Albrecht Dürer geschaffen wurden, und der romantische Ritterroman „Theuerdank“ (1517), mit dem sich der junge Kaiser Maiximilian I. selbst ein Denkmal setzte. Auch bedeutende naturwissenschaftliche Werke sind Teil der Sammlung, wie etwa das „Astronomicum Caesareum“, ein astronomisches Buch für Kaiser Karl V., das Peter Apian 1540 in Ingolstadt druckte.

Buchbestände 19. bis 21. Jahrhundert

Die Sammlung zur Buchgeschichte des 19. bis 21. Jahrhunderts steht im Spannungsfeld von industrieller Massenproduktion und künstlerisch anspruchsvollen Buchausgaben, die häufig in kleinen Pressen und Auflagen erschienen. Bedeutende Exponate stammen u.a. von herausragenden Schriftkünstler:innen des Jugendstils wie Otto Eckmann und Rudolf Koch sowie von Illustrator:innen, darunter Marcus Behmer und Thomas Theodor Hein. Schriftmuster und Schriftmusterbücher der wichtigsten Schriftgießereien und der bedeutendsten Schriftkünstler*innen lassen die typografischen Entwicklungen anschaulich werden.

Pressendrucke

Rund 2.500 Pressendrucke des späten 19. bis 21. Jahrhunderts zählen zur Sammlung des Gutenberg-Museums. Die aufwendig mit künstlerisch-handwerklichen Techniken hergestellten Bücher setzen sich bewusst von der Massenware „Buch“ ab, die am Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund (druck-)technischer Weiterentwicklungen entstand. Pressendrucke zeichnen sich häufig durch eine kunstvolle Gestaltung aus. Jedem Arbeitsschritt der Buchherstellung – von der Schriftauswahl, über Satz, Druck und Illustration – wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt, wobei das Buch zum „Gesamtkunstwerk“ erhoben wird.

Bilder- und Kinderbücher

Zu den Beständen zählen auch Kinderbücher aus dem 18. bis 20. Jahrhundert. Bedeutende Werke sind u.a. Friedrich Justin Bertuchs ab 1790 herausgegebenes „Bilderbuch für Kinder“ und Heinrich Hoffmanns „Struwwelpeter“ (1844). Zur Sammlung gehören auch Bilderbücher berühmter Illustrator*innen des 19. und 20. Jahrhunderts wie Kate Greenaway, Arthur Rackham, Ernst Kreidolf, Lieselotte Schwarz und Maurice Sendak.

Miniaturbücher

Als Miniaturbücher werden Bücher bezeichnet, deren Buchblock nicht größer als 10x10cm ist. Mit der Sammlung von Heinz Müller, die 2012 angekauft werden konnte, besitzt das Gutenberg-Museum den europaweit größten Miniaturbuch-Bestand von rund 6.900 Exemplaren. Die Sammlung reicht von schöner Literatur über Wörter- und Kochbücher bis hin zu Kalendern und bietet einen einzigartigen Einblick in die Welt der kleinsten Bücher.

Künstlerbücher

Die Auseinandersetzung mit der Rolle des Buches in der Moderne animiert zahlreiche Künstler*innen dazu, Bücher als Objekte zu konzipieren, die das Lesen häufig verfremden oder verneinen. In der Sammlung von Künstlerbüchern des Gutenberg-Museums sind u.a. Werke von Karlheinz Zwick, Julia Farrer, Anton Würth und Barbara Beisinghoff vertreten.

Sammlung Briefsteller

Die Sammlung der Briefsteller-Literatur umfasst über 450 Briefsteller, das heißt Ratgeber zur Erstellung schriftlicher Korrespondenzen, darunter wertvolle Inkunabeln aus der Zeit vor 1500. Dieser hochkarätige Bestand gibt einen fundierten Einblick in die Geschichte und Entwicklung des Schreibens von Briefen in den vergangenen sechs Jahrhunderten bis zur Gegenwart.

Die außerordentlich umfangreiche Bücher-Kollektion, die nahezu alle überlieferten Titel zum Genre aus dem deutschsprachigen Raum enthält, wurde von Dr. Erwin Kreim (Mainz) zusammengetragen und 2011 als Schenkung an das Gutenberg-Museum übergeben. In ihrer Komplexität eröffnet sie eine Übersicht zur öffentlichen und privaten Kommunikation, die nicht zuletzt erst durch die Erfindung Johannnes Gutenbergs ermöglicht wurde.

Heute ist der Gattungsbegriff Briefsteller weitgehend unbekannt, obwohl die gedruckten Anweisungen zum Briefeschreiben einst sehr populär waren. So kommentierte schon Anatol Paul Broyard (1920-1990), Herausgeber der New York Times: „In einer Zeit wie der unseren, die nicht zum Briefeschreiben neigt, vergessen wir leicht, welche Rolle es einmal im Leben der Menschen gespielt hat.“

Der umfangreiche Briefsteller des großen Humanisten Erasmus von Rotterdam wurde ein Bestseller! Innerhalb weniger Jahre erschien das Werk in Venedig (1524), in Paris (1524), in Antwerpen und in Kopenhagen (1531). Das in der Sammlung Kreim befindliche Exemplar wurde während des Dreißigjährigen Krieges 1636 (114 Jahre nach dem Erstdruck!) in Amsterdam gedruckt. Die Ausgabe ist eine drucktechnische Kostbarkeit, sie verdient die Bezeichnung Handbuch (Oktav-Format 11,8 × 6,2 cm), es passt in eine Hand. Gutenberg-Museum, Mainz
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