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Blog Restaurant Eppard

Das Füllhorn in der 100 Guldenmühle

Top-Köchin Eva Eppard kreiert regionale Gourmet-Küche in der Mitte Rheinhessens mit einem einzigartigen Ansatz von Nachhaltigkeit

Die Gäste werden am Mühlenwehr in Empfang genommen. Bank, Stühle und Blumen sind liebevoll unter dem kleinen Dach arrangiert – hier floss einst der Mühlenbach zum Mühlrad. Ein Pfad windet sich von hier zum Eingang der alten Getreidemühle, eine kleine Holztür im Inneren erlaubt einen Blick auf das alte Mahlwerk. "Man könnte die Mühle wieder betriebsfähig machen, das wäre gar nicht so schwer", sagt Eva Eppard.

Die junge Frau leitet eines der besten Restaurants der Region: "Eppard in der 100 Guldennmühle" setzt einmalige Standards in Sachen regionale Küche und Nachhaltigkeit, und genau das brachte ihr den Best of Wine Tourism Preis 2017 der Great Wine Capitals ein. "Ich bin da stolz drauf, das gibt mir Recht in meinem Bemühen, die Region zu unterstützen", sagt Eppard: "Wir leben in einem Füllhorn eigener Erzeuger, das müssen wir doch langsam mal realisieren."

Eppard hat das schon vor einer langen Zeit getan: Fünf Jahre lang leitete sie das Restaurant auf dem Kupferberg in Mainz, war zuvor Chefin der Gourmet-Küche des Atrium Hotels in Mainz-Finthen – da begründete sie ihre Küche aufgebaut auf regionalen Produkten. "Alle meine Lebensmittel außer Fisch und Risottoreis kommen aus einem Umkreis von 150 Kilometern", sagt sie, "und dabei meine ich nicht den Großmarkt."

Kürbis und Kartoffeln kommen gleich nebenan aus Appenheim, die Kräuter von einem Gartenmarkt aus Mainz, Spargel, Äpfel und Himbeeren von den Landwirten aus Mainz-Finthen. "Es kommt nur noch auf dem Tisch, was mir selbst schmeckt", sagt Eppard, "es heißt: zurück zu meinen Wurzeln."

Das kleine Dorf Appenheim ist eines der scheinbar verschlafenen kleinen Orte in der Mitte des rheinhessischen Hügellandes. "Wir sind hier im Zentrum des guten Weins", sagt Eppard, Appenheim ist voller exzellenter Weingüter. "Hier sitzt geballte Weinpower, das macht es mir einfach", sagt die Köchin, "Ehrensache, dass meine Weinkarte zu 95 Prozent aus Appenheimer Weinen besteht."

Der Blick wandert von der Terrasse vor der Mühle hinüber zu den Weinbergen, es ist der "Hundertgulden", eine berühmte Großes Gewächs-Lage, die im 12. Jahrhundert von der Ordensfrau Hildegard von Bingen für ihr neues Kloster auf dem Rupertsberg gekauft wurde. Der Legende nach kaufte die Heilige den Weinberg für 100 Gulden, der Name blieb jedenfalls bis heute und blieb auch an der benachbarten Mühle haften.

"Hildegard von Bingen war eine weise Frau", sagt Eppard, "sie wusste, dass der Wein wichtig ist für die Region, das Kloster, die Menschen." Hildegard von Bingen ist bis heute berühmt für ihre Kräutermedizin und Kräuterküche. Eva Eppard wuchs gleich neben dem Hundertgulden auf, das Haus ihrer Eltern liegt fast direkt neben der 200 Jahre alten Mühle. "Ich kenne hier jeden Stengel", sagt sie.

Ein Restaurant in ihrem Heimatort, "das war schoin als Kind mein Traum", sagt Eppard: "Ein Restaurant für Jedermann, wo der Wanderer genauso willkommen ist wie das Paar mit dem Candlelight-Diner." Dann rief eines Tages ein Freund ihres Bruders an und sagte: "Evi, ich kann die Mühle ersteigern, aber ich mach das nur, wenn du ein Restaurant reinmachst." Eppard zögerte keinen Augenblick, "ich habe sofort gesagt, ich mach's", erinnert sie sich.

Neun Monate lang säuberten und renovierten sie die Mühle und transformierten die kleinen Räume mit den Holzbalken und den wunderschönen Holzfußböden in ein gemütliches und gleichzeitig stylisches Restaurant. Einmal im Monat gibt Eppard ansonsten noch den Kummerkasten für Hobbyköche im Radio, gibt Tipps, wenn das Gulasch schief geht. "Ich mag das", sagt die Frau, die schon für Richard Gere, Bill Clinton und all die anderen Größen beim Weltwirtschaftsforum in Davos kochte.

"Eines der besten Restaurants Deutschlands", steht vorne am Eingang der Mühle, das Label stammt vom Feinschmecker, es reicht der Chefin völlig. "Ich will keinen Michelin Stern", sagt Eppard entschieden, ein Restaurant für den täglichen Genuss mit Gästen in Jeans und ohne Schickimicki ist genau das, was sie will. Sagt's und entschwindet in die Küche, um das Essen für die Gesellschaft am Abend vorzubereiten: Rheinhessische Kartoffelsuppe mit gebratener Wachtelbrust gefolgt von Entenbrust mit Praline von der Ente, Kürbispurree und Rosmarinjus. Der Himmel kann wahrlich warten.

Über die Bloggerin

Die Journalistin Gisela Kirschstein lebt seit 1990 in Mainz und ist unter anderem für ihre Website Mainz& ständig auf der Suche nach spannenden Themen aus Mainz und Rheinhessen. 2015 gewann sie den internationalen Bloggers' Contest der Great Wine Capitals.