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Das Wildgrabental

Das Wildgrabental am Rand des Mainzer Stadtteils Bretzenheim reicht von der Alten Ziegelei zum Rodelberg und der A60. Im Wildgraben und dem angrenzenden Wildgrabental treffen moderne Entwässerungstechnik und Naturschutz zusammen.


Um insgesamt 45.000 Kubikmeter Wasser auffangen zu können, wurde der Wildgraben „vom Beton befreit“. Es wurden drei Staustufen, ein Absetzbecken und ein Regenrückhaltebecken gebaut. Der Wirtschaftsbetrieb Mainz investierte dafür 4.350.000 Euro.

So funktioniert's

Fängt es an zu regnen, sammelt sich das Regenwasser zusammen mit den Abwässern aus Hechtsheim, Bretzenheim und der Oberstadt im Abwasserkanal. Dieser erste Schwall, auch Schmutzstoß genannt, wird komplett zur Reinigung in die Kläranlage geleitet.

Regnet es weiter, wird das Abwasser durch das Regenwasser immer weiter verdünnt, man spricht dann von Mischwasser.

Dieses Mischwasser wird nun mit der Hilfe von verschieden Wehren in den offen, renaturierten Wildgrabenkanal geleitet. Durch seine schlängelnde Form und den natürlichen Untergrund (Kalksteinfindlinge) hat das Wasser hier viel Platz und die Möglichkeit zum Versickern und Verdunsten. Das ist wichtig für den natürlichen Wasserkreislauf der Erde.

Hält der Regen an, und es kommt immer mehr Wasser, kann dieses an den drei Staustufen zwischengespeichert werden. Von dort lässt man es peu à peu weiter fließen und es gelangt in ein Absetzbecken. Hier setzen sich Schmutz und Schlamm, die schwerer sind als Wasser, ab. Vom Absetzbecken fließt das Wasser dann in das Regenrückhaltbecken. Hier kann das Wasser erneut verdunsten und versickern und wird so dem natürlichen Wasserkreislauf wieder zugeführt.

Übrigens: Toilettenpapierreste und ähnliches kommen normalerweise erst gar nicht bis ins Regenrückhaltebecken. Schwimmende Tauchwände (Bild unten), also Wände, die immer auf der Höhe des aktuellen Wasserstandes sind, halten es bereits vor den drei Staustufen zurück.

Aber: Immer mehr Menschen benutzen ihre Toilette fälschlicherweise als Abfalleimer. Essensreste, Feuchttücher, Farben, Wattestäbchen oder Zigarettenstummel sorgen dafür, dass Siebe verstopfen oder schwimmende Tauchwände überspült werden. Kommt ein Gewitter, können dann auch Fäkalien und Toilettenpapier die Stauhürden überwinden und gelangen mit den Wassermassen dorthin, wo sie nicht sein sollten, z. B. in das Regenrückhaltebecken.

Biodiversität

Durch die naturverträgliche Gestaltung und die landschaftsgerechte Bepflanzung des Wildgrabens sind neue Lebensräume entstanden.

Führt der Wildgraben kein Wasser, sieht man für die Landschaft typische Kalksteinfindlinge. An der Gewässersohle haben sich Pflanzen angesiedelt, die mit unterschiedlichen Wasserständen sehr gut zurechtkommen.

Von Mai bis September blüht hier die Sumpf-Schwertlilie leuchtend gelb. Bitte nicht pflücken, alle Pflanzenteile sind giftig und nach Bundesnaturschutzordnung besonders geschützt. Von Juni bis Juli sieht man die rosa Blüten des Rohrglanzgrases.  Aus der Ferne sieht es aus wie Schilf, gehört aber zu den Süßgräsern. Auch zu finden: Mädesüß, Blutweiderich und Sumpfdotterblumen.

Der Uferbereich geht über in eine Salbei-Glatthaferwiese. Vor allem Stieglitz, Buchfink und Schmetterlinge wie der Schwalbenschwanz und der Wiesenknopf-Ameisenbläuling, verschiedene Grashüpferarten und Libellen schätzen das reiche Nahrungsangebot im Wildgrabental.

Baden verboten

Die Renaturierung des Tales ist beachtenswert: Wo früher ein betonierter Entwässerungskanal schnurgerade durch das Tal führte, schlängelt sich heute ein natürlich scheinender Bach.

Wasserflächen spiegeln das Sonnenlicht, kleine und große Steinblöcke bieten zusätzliche Abwechslung fürs Auge, das ansonsten über Wiesen und Felder schweift.

Die Fläche zwischen dem Gelände der Alten Ziegelei, dem Rodelberg und der A 60 ist nicht sehr groß. Und doch ist es durch die Umgestaltung gelungen, auch auf Hochwasser wie im Jahr 2006 oder sehr, sehr starke Regenfälle wie im Jahr 2008 reagieren zu können.

Für die Natur ist das Tal ein Gewinn. Vögel, Schmetterlinge, Libellen und andere Insekten finden hier Nahrung und Rückzugsmöglichkeiten. Auch Spaziergänger schätzen das Wildgrabental sehr.

Aber, denken Sie immer daran, was wie ein kleiner idyllischer Bach oder See aussieht, ist ein offener Abwasserkanal. Baden sollten Sie darin auf gar keinen Fall.