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Blog Weingut Hein/Westwind Weine

Dies ist, wo der Westwind durch das Tal bläst und eine frische Brise mitbringt, die von Freiheit, Stärke und Erneuerung spricht.

"Westwind Weine" ist der Name des traditionellen Weinguts in der Mitte von Wachenheim, kurz vor der Grenze, wo Rheinhessen in die Pfalz übergeht. Der Name passt: Mitten in den alten Ortskern haben Thilo und Jochen Hein eine gewagte neue Vinothek gesetzt – einen modernen Turm mit einem leuchtend grünen Tor und einem spektakulären Innenleben, das nun Weinmacher wie Weingenießer gleichermaßen inspiriert.

"Hier stand einmal die Unterburg", sagte Thilo Hein, "das symbolisiert das neue Gebäude." Genau gegenüber, auf der anderen Straßenseite, steht noch heute der verbleibende Teil des Wachenheimer Schlosses mit dem berühmten mittelalterlichen Wohnturm, dem größten Rheinhessens. Sein modernes Gegenstück ziert nun das Weingut der Familie Hein. Thilo und Jochen sind die sechste Generation, seit 1837 sind ihre Vorfahren Bauern und Winzer hier in Wachenheim. Ein altes Grabmal von 1899 erinnert an die Vorfahren, die Familie rettete es vom alten Friedhof.

2015 eröffneten Thilo und Jochen die neue Vinothek: Ein weißes, turmähnliches Gebäude, der Hingucker, ein grünes Tor an der Seite. Innen blinken Sterne von einer nachtblauen Decke, in der Mitte zieht ein riesiger Kreis aus Gold die Augen auf sich und badet Weingläser, Besucher und Weine in goldenes Licht. Aus alten Fassdauben wurde die Rückwand des Verkostungsraumes, es ist beileibe nicht die einzige Verschmelzung von Alt und Neu hier.

Im Obergeschoss sind die Wände aus Gabionen mit Kalksteinen gefertigt, sie stammen aus den Weinbergen der Heins. "Das ist unser Terroir", sagt Thilo, der Boden wird greifbar für die Besucher. Die Dachterrasse bietet einen spektakulären Blick über Wachenheim und bis weit in die Weinberge hinein – das alte Schloss nebenan inklusive.

Aber es sind das Innenleben und der Untergrund, für den die Familie Hein mit dem Best of Wine Tourism Award 2018 für Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde: Die Solarzellen auf dem Dach der Scheune, und ein Heizsystem, das mit den alten Weinreben aus den Weinbergen befeuert wird. Eine schmale Treppe führt hinab in einen Betonkeller. Hier lagern die Barriquefässer für die edlen Roten, von hier verbinden Gänge den neuen Keller mit den alten Gewölben quer unter dem Hof des Weinguts. In einem Raum entsteht gerade ein Lapidarium, ein Stein-Museum aus uralten Gesteinsbrocken des Weinguts.

"Hier unten gibt es uralte Mauern", sagt Mutter Ortrud Hein, sie sagt es mit nicht wenig Stolz. Ritter, Barone, Römer, sie alle siedelten schon hier in Wachenheim. Beim Bau des neuen Vinotheken-Turms fanden die Heins die alten Mauern des früheren Eiskeller des Schlosses. "Mein Ur-Ur-Ur-Großvater kaufte die alten Schloss-Reste 1887", erzählt Ortrud. Einer Freifrau von Kinkel und ihrem Mann gehörte das Anwesen, ein alter Schiffsanker an der Wand erzählt bis heute davon, Zeichen der Marineangehörigkeit des Freiherrn.

Der Familie gehören bis heute 45 Hektar Äcker mit Getreide und Zuckerrüben, aber die junge Generation stellt die Weichen in Richtung Weinbau: 20 Hektar Weinberge besitzen die Heins, auf ihren kreieren Thilo und Jochen moderne, mineralische und fruchtige Weißweine. Ein Mansoni Bianco ist darunter, eine Kreuzung aus Riesling und Weißburgunder, angebaut im "Versuchsanbau", wie das heißt. "Ich glaube nicht, dass der noch irgendwoanders in Deutschland wächst", sagt Thilo.

Freiheit, Veränderung, Kraft und Lebendigkeit, "das ist für uns das, was der Westwind bringt", sagt Thilo. Also benannten die Heins ihre Weinlinien nach den Gaben des Westwinds. Freiheit steht dabei für die leichten Einstiegsweine, Cuvees in weiß, rot und rosé. "Das ist die Freiheit zu probieren, was man mag", sagt Thilo, und lacht: "Wenn man Erstkontakt mit Wein hat, und noch gar nicht weiß, wo die Reise hingeht."

Veränderung sind hingegen die Rebsortenweine wie Chardonnay, Sauvignon Blanc or Gelber Muskateller, Kraft heißt die höchste Qualitätsstufe mit Lagenweinen wie Riesling und Spätburgunder. Lebendigkeit, schließlich, bezeichnet die Sekte und Seccos, und all die anderen Produkte, die ein Weingut so abrunden. "Unsere Besucher sind von den Namen fasziniert", sagt Thilo.

Weinmachen und Weinverkaufen haben sich stark verändert in Deutschland im Jahr 2018, die alten Stammkunden sterben aus. "Die Leute wollen Erlebnisse", sagt Thilo, "wenn es nichts zu sehen gibt, kommt auch keiner." Es muss wahrlich der Westwind sein, der all die neuen Ideen bringt, und den Mut, neue Wege zu gehen. "Wir brauchen den Westwind", sagt Thilo, "allein schon in unseren Weinbergen."

Über die Bloggerin

Die Journalistin Gisela Kirschstein lebt seit 1990 in Mainz und ist unter anderem für ihre Website Mainz& ständig auf der Suche nach spannenden Themen aus Mainz und Rheinhessen. 2015 gewann sie den internationalen Bloggers' Contest der Great Wine Capitals.

Vintohek:Innen blinken Sterne von einer nachtblauen Decke, in der Mitte zieht ein riesiger Kreis aus Gold die Augen auf sich und badet Weingläser, Besucher und Weine in goldenes Licht. Weingut Hein
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