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Erfahrungsbericht: Fachangestellte:r für Medien- und Informationsdienste

Jessica Pastewski, Auszubildende Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) im Bereich Bibliothek

Jessica Pastewski hat zum 5. August 2019 ihre Ausbildung zur Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) im Bereich Bibliothek begonnen. Sie berichtet, warum sie sich bewusst für eine Berufsausbildung und nicht für einen Studiengang im Bibliothekswesen entschieden hat und wie sie diesen Beruf kennen und lieben gelernt hat. 

Hallo liebe FaMI-Interessierte,

mein Name ist Jessica Pastewski, ich bin 22 Jahre alt und mache zurzeit meine dreijährige Ausbildung in der Öffentlichen Bücherei – Anna Seghers in Mainz als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (FaMI) im Bereich Bibliothek. Ich habe mich bewusst für eine Berufsausbildung und nicht für einen Studiengang im Bibliothekswesen entschieden. Momentan befinde ich mich im 2. Lehrjahr und bewege mich stetig auf das 3. zu. Somit habe ich schon seit einer Weile die Möglichkeit gehabt, den Beruf (FaMI) kennen und lieben zu lernen und möchte euch deshalb einen kleinen Einblick in meine Tätigkeiten geben.

Zunächst ein paar allgemeine Informationen. Das Berufsfeld einer/eines FaMI ist weit gefächert. So ist nicht nur die Arbeit in Bibliotheken möglich, sondern auch in Archiven, Informations- und Dokumentationsstellen, Bildagenturen und medizinischen Einrichtungen. Eben genau da, wo Informationen erhoben, erschlossen und für die Menschen zugänglich gemacht werden. Dies kann sowohl kommerziell orientiert stattfinden, wie es zum Beispiel bei Bildagenturen und Informations- und Dokumentationsstellen der Fall ist oder nicht kommerziell, wie bei Bibliotheken, Archiven und medizinischen Einrichtungen. Egal für welchen Bereich man sich entscheidet, man lernt – neben der praktischen Tätigkeit in der eigenen Ausbildungseinrichtung -innerhalb der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule alle Bereiche kennen und bekommt die Möglichkeit, mehrere Praktika in verschiedenen Bereichen zu absolvieren. So kommt es, dass ich zwar praktisch in der Bibliothek arbeite, aber theoretisch auch viele weitere Dinge über die restlichen Bereiche lerne. Selbst wenn die einzelnen Bereiche nicht jede(n) ansprechen, sind die Inhalte oftmals sehr interessant und durch ihre Vielfältigkeit wird einem schnell bewusst, was eigentlich alles an Informationen dokumentiert wird und später im Alltag wieder auftaucht.

Nun wende ich mich speziell den jeweiligen Tätigkeiten in der Bibliothek zu.

Was macht man eigentlich in einer Bibliothek? Das typische Klischee: Eine ältere Dame mit Dutt, die mit erhobenem Zeigefinger die Nutzer:innen anweist, leiser zu sein, am besten noch mit einer Brille, die ihr fast von der Nase rutscht. Sie sitzt den ganzen Tag nur hinter einem Tisch, blättert mal in ein paar Registerkarten herum und liest wohlmöglich selbst ein Buch. Scheint zwar recht entspannend, hat aber mit der Realität nicht das Geringste zu tun.

Tatsächlich besteht der Alltag aus bedeutend mehr Tätigkeiten, als man denkt. Ausleihverbuchung und somit der Kundenkontakt ist nur ein Teil davon und die Anwendung von Bibliothekssoftwareprogrammen gehört selbstverständlich dazu.

Damit es überhaupt zu einem ausleihbaren Buch kommt (als eine von vielen Medienarten in einer Bibliothek),  gibt es verschiedene Abteilungen bzw. Arbeitsbereiche, die das Buch durchlaufen muss, um in den Händen einer Nutzerin/eines Nutzers landen zu können.

Zunächst einmal wird nach genauer Marktsichtung sowie unter Berücksichtigung des Bestandsprofils und des zur Verfügung stehenden Etats in den verschiedenen Lektoraten entschieden, welches Medium überhaupt gekauft wird. Dabei ist zum Beispiel zu beachten, wieviel das einzelne Medium kostet, ob es zu einer fortlaufenden Reihe gehört, welche Zielgruppe es anspricht und natürlich auch, ob gezielte Nachfragen der Bibliothekskundinnen/ Bibliothekskunden vorliegen. Die Lektoratsarbeit wird in der Regel von Bibliothekar:innen ausgeübt und umfasst eine oder mehrere Bestandsgruppen. Wir Azubis dürfen in der Ausbildung allerdings auch mal Kaufentscheidungen treffen, da dieser Arbeitsbereich in kleineren Bibliotheken mit weniger Personal oftmals von FaMIs betreut wird. Wurde eine Kaufentscheidung getroffen, kommt diese Auswahl in die Erwerbsabteilung. Hier werden die Medien bestellt, entweder über lokale Buchhandlungen oder die bundesweit zuständige Einkaufszentrale für Bibliotheksbedarf (ekz) in Reutlingen.

Nach Eingang werden die Bestellungen anhand der Rechnung auf ihre Richtigkeit kontrolliert und daraufhin inventarisiert. Erst wenn ein Exemplar in der Datenbank, sprich dem Katalog inventarisiert wurde, gilt es als offiziell eingetroffen und kann weiter bearbeitet werden.

Dabei gefällt mir besonders gut, dass man die aktuellsten Bücher gleich als Erstes begutachten kann und etwas später selbst ausleihen darf. Meine Lese-To-Do Liste wurde hier stetig länger.

Wurde das Medium fertig inventarisiert und mit einer Zugangsnummer versehen, geht es wieder zurück an die Lektorin/ den Lektor. Im Rahmen der Sacherschließung inklusive Annotation (= Kurzbeschreibung des Inhalts) wird dort beispielsweise unter Anwendung einer bibliothekarisch vorgegebenen Klassifikation der korrekte Standort innerhalb des Gesamtbestands festgelegt. Die ÖB Mainz verwendet die Allgemeine Systematik für öffentliche Bibliotheken (ASB), die in den westlichen Bundesländern am meisten verbreitet ist. Jede Systematikgruppe steht für ein bestimmtes Fachgebiet, das innerhalb untergliedert wird. Durch die korrekte Zuordnung im System ist jedes Medium eindeutig auffindbar und erleichtert auch den Nutzer:innen die Suche. So ist zum Beispiel geregelt, dass italienische Kochbücher nicht bei Reiseführern über Italien, sondern bei der Gruppe der Kochbücher unterkommen.

Im Anschluss an das Lektorat geht es weiter in die Titelaufnahme/ Katalogisierung. Hier wird nicht nur der Titel des Mediums in eine Datenbank (= Bestandskatalog) aufgenommen, sondern es werden auch jegliche formale Daten zum Werk erschlossen. Dies ermöglicht den Leserinnen und Lesern eine schnellere Suche im Katalog nach verschiedensten Kriterien. Durch ein einheitliches Regelwerk zur Titelaufnahme wird die Eingabe klar und übersichtlich und man erhält weitere Informationen, z. B. zu den Beteiligten, den Verlagen, einzelnen Bestandteilen oder auch zum Inhalt.

In dieser Abteilung bekam ich recht schnell einen Überblick, welche Arten von Medien neu in den Bestand aufgenommen und welche allgemein gefragten Themen dabei berücksichtigt wurden.

Sind nun alle wichtigen Daten zum Medium erschlossen und in der EDV erfasst,  geht es weiter zur technische Einarbeitung mit dem Ziel, einen auch äußerlich sichtbaren, ausleihfertigen Zustand herzustellen.

Jedes Exemplar wird mit dem individuellen Signaturschild als Standortnachweis ausgestattet, erhält bei Bedarf zusätzlich einen Interessenkreis- o. ä. Aufkleber, für weitere wichtige Informationen. Da die Medien in der Regel durch viele verschiedene Hände wandern, ist es außerdem nötig, diese ausreichend zu schützen und durch Foliieren mit spezieller Folie für den Bibliotheksbedarf möglichst haltbar zu machen. Dieser Folieneinband erleichtert das nötige Desinfizieren der Medien nach Rückgabe, gerade auch während der Corona-Pandemie.

Jetzt ist das Medium bereit für die Aufnahme in ein Bibliotheksregal und natürlich für die Ausleihe an unser Publikum.

Neben der ausleihfertigen Bearbeitung von Medien gibt es noch viele andere Arbeitsbereiche in einer Bibliothek. Gerade deswegen macht mir die Arbeit solchen Spaß. Es gibt immer was zu tun und der Alltag wird nicht langweilig.

Wir haben sogar eine Social Media Abteilung und mehrere Mitarbeiter:innen, die sich explizit mit der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen.

Noch spannender wird es durch die verschiedenen Veranstaltungen, die in Bibliotheken konzipiert und durchgeführt werden (wenn nicht gerade Corona wütet). Gerade wenn es um die Lese- und Sprachförderung als grundlegender Kernaufgabe von Bibliotheken geht, ist die Öffentliche Bücherei Anna Seghers mit ihren 5 Stadtteilbüchereien besonders aktiv. Durch die „Wortfinderkinder“ (ein Projekt gezielt für Vorschulkinder), den landesweit stattfindenden „Lesesommer“, die vielfältigen Bibliotheksführungen für Kitas und Schulen, werden Kinder spielerisch und altersgerecht ans Lesen und die Bibliothek herangeführt.

Ich finde es vor allem schön zu sehen, wie sich selbst die jüngsten Nutzerinnen und Nutzer der Bibliothek für Bücher begeistern lassen. Leider konnte ich durch die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Schließungen sowie Streichung der Veranstaltungen noch keine eigene Führung oder Veranstaltung organisieren oder daran teilnehmen, aber mit einem positiven Blick freue ich mich bereits auf mein Abschlussprojekt im dritten Jahr, bei dem ich die Chance bekommen werde, eine eigene Veranstaltung zu planen und durchzuführen.

Nun zu den typischsten Aufgaben in einer Bibliothek. Natürlich gehört auch die Regalordnung dazu, bei der sichergestellt wird, dass mögliche „verirrte“ oder „entführte“ Medien wieder in ihr zuhause an ihrem korrekten Standort zurück finden. Das kann natürlich kurzfristig erstmals etwas frustrierend sein, wenn sich ein Maulwurf-Leser quer durch das Regal gewühlt hat, aber gerade für diejenigen, die gerne Ordnung schaffen, ist dies ein wahres Schlaraffenland. Selbstverständlich gibt es nicht immer solche Fälle, oft reicht sogar eine aufmerksame Kontrolle der Regale aus. Momentan gehört noch das tägliche Reinigen der Medien zum Alltag der FaMIs, doch selbst das ist durch die vielen Kolleginnen und Kollegen schnell erledigt und fair verteilt.

Die Ausleihverbuchung dürfte den meisten vermutlich bereits bekannt sein. Hier werden die Medien verliehen, zurück genommen, Vorbestellungen ausgegeben und Anmeldungen neuer Nutzerinnen und Nutzer getätigt. Bei Verstößen gegen die Benutzungsordnung (z. B. Überschreiten der Leihfrist, Beschädigungen oder Verlust), müssen die angefallenen Gebühren in bar oder per ec-Zahlung an der Verbuchungstheke kassiert werden. Jede(r) FaMI verwaltet seine eigene Kasse und ist dafür verantwortlich.

Nun noch ein kurzer Überblick über die Berufsschule in Calw. Die Berufsschule findet als Blockunterricht statt mit einer Unterkunft in einem nahegelegenem Wohnheim. Die Kosten der Unterkunft werden durch die Stadt Mainz gedeckt. Durch den Ortswechsel und die längere Zeitspanne kann man sich voll und ganz auf die Schule konzentrieren. Noch dazu trifft man auf viele gleichgesinnte Mit-Azubis. Die Fächer in der Berufsschule sind zum größten Teil Fachkunde in verschiedenen Ausprägungen. Natürlich gehört auch noch ein bisschen allgemeine Wirtschaftslehre, Rechnungswesen, Deutsch, Englisch, Gemeinschaftskunde und Textverarbeitung hinzu.

Durch den Lockdown verbrachten wir viel Zeit im Fern- und Wechselunterricht, doch selbst das war durch unsere Lernplattform kein Problem, sodass der Unterricht nach Stundenplan gehalten werden konnte und Arbeitsaufträge schnell und einfach eingereicht sowie von den Lehrern korrigiert werden konnten.

Somit kann ich die Ausbildung jedem empfehlen, der Kundenkontakt nicht scheut, sich auf Menschen aller Art einstellen kann, eine gute Portion Selbstbewusstsein und vor allem Serviceorientierung mitbringt und nach einem abwechslungsreichen Arbeitsplatz Ausschau hält. Ein gutes Allgemeinwissen und Interesse an Literatur ist natürlich von Vorteil.

Ich hoffe, ich konnte euch den Beruf ein bisschen näher bringen und bei der oft schwierigen Ausbildungssuche ein wenig behilflich sein.

Jessica Pastewski

Adresse

Frau Christine Wenzel
Ausbildungsleitung
Stadthaus Große Bleiche
Große Bleiche 46/Löwenhofstraße 1
55116 Mainz
Telefon
+49 6131 12-3171
E-Mail
Christine.Wenzelstadt.mainzde

Erreichbarkeit

Barrierefreier Zugang
Rollstuhlgerechtes WC
Rollstuhlgerechtes WC im Foyer.
Jessica Pastewski Jessica Pastewski (privat)
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