Mainz Kultur - Kunst, Musik, Film und Literatur im Oktober

Bei der Filmabendreihe unter dem Motto "Vielfalt Global" in die Bar jeder Sicht werden Filme miteinander geschaut, die sich mit Themen Identität, Queerness, Heimatlosigkeit und Migration auseinandersetzen. Am 01. Oktober steht "Code der Angst" auf dem Programm, ein Dokumentarfilm von Appolain Siewe, der sich u.a. mit der Lebensrealität von queeren Menschen in Kamerun befasst. Am 15. Oktober wird "Wo/Men", eine Dokumentation über sechs Burrneshas-Frauen, die sich aus verschiedensten Gründen dazu entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern einzunehmen. Bei der Veranstaltungsreihe handelt es sich um eine gemeinsame Veranstaltung vom Weltladen Unterwegs in Mainz in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz e. V. und der Film AG der Bar jeder Sicht.

Was ist für Roman Pliske ein gutes Buch? Wie entsteht ein gutes Verlagsprogramm? Und was macht ein "Verleger" eigentlich den lieben, langen Tag? All das und noch viel mehr werden Sie am 01. Oktober in der Landeszentrale für politische Bildung RLP erfahren! Roman Pliske ist Geschäftsführer des "mitteldeutschen verlages" in Halle (Sachsen-Anhalt). Aufgewachsen ist er in Heidelberg, wo er auch sein Studium von Germanistik und Geschichte mit dem Magister abschloss. Bevor er ins Verlagsgeschäft wechselte, lernte er "die andere Seite" als Autor kennen. Eine Veranstaltung in Kooperation mit "Erlesenes & Büchergilde".

Zum 350. Todestag des niederländischen Malers Jan Vermeer zeigt die Mainzer Künstlerin, Illustratorin, Grafikerin und Designerin Bianca Wagner verschiedene Mixed-Media-Werke Vermeers auf Papier. Ein beliebtes Motiv in seinen Werken sind Frauen: beim Musizieren, beim Lesen und beim Schreiben, in Interaktion mit anderen. Die etwas andere Vermeer-Ausstellung, die sich mit eben jenen Frauen in seinen Bildern auseinandersetzt. Wo? Im Hofcafé mit niederländischem Flair von Frau Mooi im Weingut Stenner in Mainz-Hechtsheim. Wann? Vernissage ist am 02. Oktober. Finissage dann am 30. Oktober 2025.

Willkommen am Koblenzer Hof des späten 18. Jahrhunderts. Im Kalkhof-Rose-Saal fehlen heute zwar Seidenkleider, Hochfrisuren und Gardeuniformen, und die Hofkapelle wurde durch einen modernen Flügel ersetzt - doch mit Arien jener Zeit und Briefen der Prinzessin Kunigunde von Sachsen lässt die Akademie die Glanzzeit der Koblenzer Hofmusik wieder aufleben. Im Konzert der Soiree Arcadia präsentieren Hanna Kim Koo, Shai Terry und David Jakob Schläger am 02. Oktober Arien und Duette, wie sie in einer Koblenzer "Hofmusik-Akademie" erklangen.

Moritz Kochs Fotografien wirken wie Szenen eines Films, dessen rätselhafte Handlung sich erst in der Vorstellung der Betrachtenden entspinnt. Zum Abschluss der Ausstellung haben am 05. Oktober um 13 Uhr noch einmal alle die Möglichkeit, bei einem Rundgang mit Moritz Koch ins Gespräch zu kommen. Passend dazu haben sich auch Teilnehmende der Schreibwerkstatt "Literatur trifft Bildende Kunst" der VHS Mainz von Moritz Kochs Bildern anregen lassen und präsentieren im Anschluss an den letzten Rundgang ab 14 Uhr ihre Texte in einer öffentlichen Lesung im Landesmuseum Mainz.

Reinhold Petermann (1925–2016) zählt zu den prägendsten Künstlern der Mainzer Nachkriegszeit. Mit zahlreichen Arbeiten im öffentlichen Raum hat er wie kaum ein anderer das Mainzer Stadtbild mitgeprägt. Zum 100. Geburtstag Reinhold Petermanns präsentiert die Landeshauptstadt Mainz ab dem 07. Oktober eine umfassende Retrospektive seiner künstlerischen Werke. Hierzu gibt es ein Begleitprogramm mit tollen Veranstaltungen. Zeitgleich zeigt das Zentrum Baukultur vom 9. Oktober bis 28. Oktober 2025 weitere Arbeiten mit Schwerpunkt auf "Kunst im öffentlichen Raum".

Wussten Sie, dass der Mainzer Hauptfriedhof als Vorbild für den weltberühmten Pariser Friedhof Père-Lachaise gehandelt wird? Oder warum die rheinland-pfälzische Guillotine nie zum Einsatz kam? Selbst Mary Shelley erkannte das gruselige Potential von Mainz und erwähnte die Stadt gleich zwei Mal in Frankenstein. "Mainz Makaber" nimmt sich der Schattenseiten dieser sonst so vierfarbbunten Fastnachtsstadt an. Vorgestellt wird das neue Buch von Sarah Beicht am 07. Oktober in der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek – humorvoll und informativ aufbereitet von einem echten „Meenzer Mädche“.

Wie verändert sich ein Ort und was bleibt bestehen? Der Mainzer Filmemacher Wolfgang Dürr begleitet den Zollhafen seit über 20 Jahren mit der Kamera. Alles begann 2004 mit einem SWR-Dreh über den Imbiss "Zum Schorsch". Seitdem kehrte er immer wieder zurück – mit neugierigem Blick und viel Gespür für die kleinen und großen Geschichten vor Ort. Der Titel? Den hat Wolfgang zufällig in einem Betonwerk im Hafen entdeckt: „Alles geht und alles bleibt!“ – eine Inschrift auf einem Verbandskasten, die perfekt zum Thema passt. Am 10. Oktober zeigt Gutenberg Digital Hub den 65-minütigen Dokumentarfilm im Alten Weinlager. Danach ist noch Zeit für Gespräche und Austausch.

Thomas Lefeldt präsentiert ab dem 10. Oktober im Kunstverein Eisenturm Arbeiten auf Papier, modulare Wandinstallationen und Gemälde. Der gebürtige Hamburger - ausgebildeter Konzertpianist und Komponist - lebt im Freiburger Raum. Seit über 40 Jahren ist die Malerei ein zentrales Anliegen in seinem Leben. Seine Werke, die dem "Informel" entstammen, sind naturnah und durch eine materialbetonte Oberflächenstruktur geprägt. Der künstlerische Prozess basiert oft auf Fotostudien von Naturphänomenen wie Mauerstrukturen, Felsen oder Wasseroberflächen, die als Inspirationsquelle für seine abstrakten Collagen dienen.

Fünf Reporter:innen wetteifern am 16. Oktober darum, wer am besten von einer eigenen Recherche erzählen kann. Das Motto: immer mitten in die Presse rein! Jede:r von ihnen bekommt zehn Minuten Zeit. Der Einsatz von Fotos, Videos, Musik o.ä. ist dabei ausdrücklich erlaubt. Das Publikum entscheidet am Ende, wer neuer Slampion wird und sich für das nächste Reporter Slam Jahresfinale in Berlin qualifiziert. Zum Programm gehört auch die passende Musik einer Showband. Mit dabei sind Dina Bogdanski (ZDF), Jonas Jansen (FAZ), Stephan Ebmeyer (SWR) und Ron Ulrich (11 Freunde).

Was wäre, wenn Ihr perfekter Partner kein Mensch, sondern eine Maschine wäre? Und was, wenn diese Maschine plötzlich Gefühle entwickelt? – Willkommen in der nicht allzu fernen Zukunft von "Fehler im System", der ebenso klugen wie urkomischen Komödie von Erfolgsautor Folke Braband. "Fehler im System" – weil Gefühle sich nicht programmieren lassen. Oder etwa doch? Ein Muss für alle, die intelligentes Theater lieben, das unterhält, überrascht und den Nerv unserer Zeit trifft. Premiere in den Mainzer Kammerspielen ist am 16. Oktober 2025.

Die historische Rezeption Johannes Gutenbergs steht in auffälligem Kontrast zur begrenzten Quellenlage über sein Leben und Wirken. Seit dem 18. Jahrhundert wird der berühmteste Mainzer zunehmend zur Symbolfigur – etwa als Verkörperung von Pressefreiheit, Bildungsgleichheit und demokratischem Fortschritt. Der Vortrag von Kai Sprenger am 22. Oktober untersucht, wie Gutenberg in unterschiedlichen politischen Kontexten instrumentalisiert wurde – von der Französischen Revolution über das Demokratenbankett in Mainz 1849 bis zur Gutenberg-Rezeption in der DDR. Selbst der Bürgerentscheid zur Zukunft des Gutenberg-Museums 2018 kann als zeitgenössisches Beispiel für die demokratietheoretische Aufladung Gutenbergs betrachtet werden.

Anna Seghers, geboren 1900 in Mainz, floh 1933 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und politischen Überzeugungen mit ihrer Familie zunächst nach Frankreich und später nach Mexiko, wo sie das Exil prägte. Ihre Literatur, die stark von ihrer Herkunft und den Erfahrungen der Vertreibung beeinflusst ist, behandelt Themen wie Heimat, Exil und Erinnerung. Am 22. Oktober spricht Claudia Cabrera, Übersetzerin von Seghers’ Werken ins mexikanische Spanisch, über ihre Arbeit und die Jahre Seghers’ im Exil. Boris Motzki liest dazu Auszüge aus den Werken "Das siebte Kreuz", "Transit" und "Ausflug der toten Mädchen".

Kaum ein Vokalensemble ist weltweit so geschätzt und gefragt wie das Ensemble amarcord aus Leipzig. Beim Sonderkonzert am 23. Oktober, der Premiere in der Seminarkirche, entführen die vielfach ausgezeichneten Sänger das Publikum in die Welt der Romantik und des Folks: In kunstvollen, unterhaltsamen und abwechslungsreichen Arrangements erzählen sie Geschichten von Liebe, Schmerz, Freude und wunderbaren Begegnungen. Mit amarcord wird allen wieder bewusst: Gesang ist die natürlichste Form der Musik – erzeugt mit dem Körper und gemacht für die Seele.

Vom 24. Oktober bis zum 2. November findet sowohl in den Mainzer Kammerspielen als auch im ZMO Mainz wieder die ganze Bandbreite des "anderen Theaters" statt: "No strings attached", das Festival des Kultursommers Rheinland-Pfalz für Theater mit Figuren und Objekten, Nouveau Cirque und andere Theaterformen. Freuen Sie sich auf Grimms Märchen in Steampunk-Ästhetik, ein Google Dokument als Hauptdarsteller und die alte Zirkusdisziplin "Hair Hanging" neu interpretiert. Den Festival-Auftakt in den Mainzer Kammerspielen macht Yael Rasooly mit einem berührenden und sehr persönlichen Stück mit der unsterblichen Edith Piaf in der Hauptrolle – natürlich als Klappmaulpuppe.

Zwischen bewährten Klassikern und druckfrischen Geschichten präsentiert sich die regionale Buchszene im Herbst wieder von ihrer besten Seite: Die 24. Mainzer Büchermesse bietet Buchbegeisterten und Neugierigen auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit, sich ein Wochenende lang auf eine inspirierende Reise durch die Welt der Worte zu begeben. Knapp 50 Aussteller:innen laden dazu ein, am 25. und 26. Oktober alle Aspekte des literarischen Schaffens in Mainz und Umgebung zu entdecken. Freuen Sie sich auf ein abwechslungsreiches Begleitprogramm aus kurzweiligen Lesungen, interessanten Vorträgen, Kinder-Theater sowie Mit-Mach-Aktionen für Groß und Klein!

Der Bachchor Mainz präsentiert am 25. Oktober geistliche Vokalmusik aus drei Jahrhunderten: Im dritten Abonnementkonzert der Saison lädt der Bachchor Mainz gemeinsam mit Instrumentalsolisten des Bachorchesters Mainz am 25. Oktober zu einem musikalischen Streifzug durch die geistliche Vokalmusik Europas ein. Unter der Leitung von Christoph Siebert, künstlerischer Leiter des Bachchores, stehen in der Mainzer Christuskirche Werke im Zentrum, die sich in unterschiedlicher Weise mit dem Thema Vergänglichkeit und Trost auseinandersetzen. Dieses Konzert verspricht einen Abend voller kontemplativer und zugleich kraftvoller Chormusik – ein musikalischer Bogen vom England der Renaissance bis ins ausgehende 20. Jahrhundert.

Der Seniorenbeirat der Stadt Mainz und die Arthouse Kinos Mainz bringen ein neues kulturelles Angebot auf die Leinwand: Am 28. Oktober startet das "Mainzer Seniorenkino", bei dem Besucher:innen ab 60 Jahren einmal im Monat einen unterhaltsamen Film im Capitol Kino erleben. Die Veranstalter möchten älteren Menschen damit eine entspannte Auszeit vom Alltag und geselliges Beisammensein ermöglichen. Zum Auftakt läuft um 14 Uhr "Der Pinguin meines Lebens", eine wahre Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Mann und einem Pinguin. Der frühe Beginn ist bewusst gewählt, damit Gäste auch in den Herbst- und Wintermonaten noch im Hellen nach Hause gehen können.

Jüdische Kulturschaffende prägten das kulturelle Leben im Kaiserreich und der Weimarer Republik entscheidend mit. In graphischen, gemalten und plastischen Porträts von jüdischen Kulturschaffenden zeigt die Ausstellung im Landtag Rheinland-Pfalz ab dem 29. Oktober eine Welt und deren Protagonisten, die es einst in Deutschland gab, aber in den Jahren von 1933 bis 1945 vernichtet wurde. Eine Veranstaltung im Rahmen der SchUM-Kulturtage 2025, die noch bis zum 06. Dezember die jüdische Kultur am Rhein an verschiedenen Orten der Stadt mit Vorträgen, Filmbeiträgen, Konzerten und Führungen erlebbar machen.

Der Vortrag von Dr. Franziska Conrad am 30. Oktober im Stadthistorischen Museum betrachtet den Bauernkrieg von 1525 weniger nur als militärischen Konflikt, sondern als ein kulturelles und kommunikatives Ereignis, das durch die Verbreitung und Interpretation von Informationen und Ideen zu einem Medienphänomen wurde. Es geht darum, wie der Konflikt nicht nur durch physische Gewalt geprägt war, sondern auch durch die Art und Weise, wie er durch Schrift und Druck in der öffentlichen Wahrnehmung und in der politischen und religiösen Auseinandersetzung thematisiert wurde. Franziska Conrad möchte in ihrem Vortrag aufzeigen, wie Medien damals bereits eine zentrale Rolle im politischen Diskurs spielten und wie die Medien genutzt wurden, um Macht, Ideologie und soziale Bewegungen zu formen – ein Thema, das auch heute noch von Bedeutung ist.