Sprungmarken
Dynamische Navigation einblenden
Dynamische Navigation ausblenden
Suche
Suche
Kopfillustration
Bild in voller Höhe anzeigen Bild in halber Höhe anzeigen

Clemens Meyer, Mainzer Stadtschreiber 2016

Der mit 12.500 Euro dotierte Literaturpreis wird seit 1984 gemeinsam von ZDF, Landeshauptstadt Mainz und 3sat vergeben. Er gilt unumstritten als einer der bedeutendsten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum. Der aktuelle Preisträger bezieht die Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenbergmuseum.

Meyer, 1977 in Halle an der Saale geboren und wohnhaft in Leipzig, ist der 32. Träger des renommierten Literaturpreises.

Oberbürgermeister Michael Ebling zur Wahl der Jury: „Clemens Meyer verkörpert den im Osten zur Wendezeit aufgewachsenen Autoren, der sich oftmals weit abseits der herkömmlichen Genese eines Schriftstellers bewegte – er atmet den talentierten Autor, der abseits piefiger Konventionen sehr eigene Wege beschritten hat - und diese ausdrucksstark, wortgewaltig und gegen viele Widrigkeiten mit großem Erfolg in die deutsche Gegenwartsliteratur hineingepflanzt hat. Meyer wandelt als Typ wie als Literat nicht selten auf unbekannteren Pfaden - gerade dies macht ihn umso interessanter, zumal ihm im Leben wenig auf dem polierten Silbertablett angereicht wurde: ein Schriftsteller abseits gängiger Konventionen mit ganz eigenen Neigungen und Blickwinkeln. Dies passt in unsere junge, umtriebige Stadt – Clemens Meyer wird in Mainz zahlreiche Andockpunkte finden, welche Aufenthalte für ihn lohnend und inspirierend machen. Wir freuen uns, dass er zum Stadtschreiber 2016 avanciert!“

Clemens Meyer kennt sich aus in den abseitige Gefilden unserer Gesellschaft. Als „Meister des Ungeschönten“ bezeichnete ihn die „Neue Zürcher Zeitung“. Präzise und einfühlsam erzählt Meyer von prekären Existenzen, Freundschaften am Abgrund, von Bier,
Gewalt und Boxen, zart und traurig, kämpferisch und berührend, so die Jury. Zugleich ist Meyer ein luzider Kenner der Literatur, ein souveräner Stilist. Mit seinem Debütroman „Als wir träumten“ gelang ihm 2006 ein sensationeller Überraschungserfolg, der auch als Theaterstück und als Verfilmung Eindruck machte.

Meyer, 1977 in Halle an der Saale geboren und im Arbeiterviertel Leipzig-Ost aufgewachsen, wollte schon als Kind Schriftsteller werden. Die Zeit der Wende um 1989 erlebte er als „Tanz auf den Trümmern“. Meyer studierte von 1998 bis 2003 am Deutschen Literaturinstitut Leipzig - unterbrochen von einem Gefängnisaufenthalt. Sein Studium finanzierte er mit Stipendien und mit der Arbeit als Möbelpacker, Gabelstaplerfahrer und Wachmann. 2006 erschien sein erster Roman, mit autobiografischen Bezügen: „Als wir träumten“.

Hier beschreibt er ein wildes Leben zwischen Techno-Partys, Drogen, Bier und Tätowierungen. 2015 wurde der Debütroman von
Regisseur Andreas Dresen verfilmt. 2008 erschien der Kurzgeschichtenband „Die Nacht, die Lichter“, für den er den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller war Meyer als Gastdozent am Leipziger Literaturinstitut tätig.

Sein drittes Buch „Gewalten. Ein Tagebuch“ (2010) versammelt Erzählungen, die in chronologischer Reihenfolge das Jahr 2009
abbilden. Zocker, Loser, Barbesucher, Amokläufer und Menschen in der Psychiatrie lässt Meyer hier zu Wort kommen. 2013 kam
sein Roman „In Stein“ heraus, der sich mit Sexarbeit, Zwangsprostitution und den wirtschaftlichen Verwicklungen und
Skandalen der Leipziger Realität der 1990er Jahre beschäftigt.

2015 hatte Meyer die vielbeachtete Poetik-Dozentur an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main inne, die den Titel „Der
Untergang der Äktschn GmbH“ trug.

Clemens Meyer, der in Leipzig lebt, sich ebenso mit Theater wie mit der Bildenden Kunst beschäftigt, ist stolz auf seinen
tätowierten Körper, liebt den Galoppsport ebenso wie Fußball. Er ist mit zahlreichen Preisen geehrt worden. Meyer wird - wie seine Vorgänger Feridun Zaimoglu, Judith Schalansky und Peter Stamm - gemeinsam mit dem ZDF eine Dokumentation nach freier Themenwahl produzieren und die - komplett sanierte - Stadtschreiberwohnung im Mainzer Gutenberg-
Museum beziehen.