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Informationen zu Biokunststoff

Löst Biokunststoff das Verpackungsproblem?

Seit dem 3. Juli 2021 sind viele Einwegkunststoff-Produkte in der EU verboten, denn wir produzieren zu viel Verpackungsabfall aus Kunststoff. Dass Kunststoffe aus fossilen Rohstoffen schlecht für die Umwelt und das Klima sind, ist allgemein bekannt. Aber wie sieht es mit Biokunststoffen aus, sind diese eine Lösung unseres Verpackungsmüll-Problems?

Was ist Biokunststoff?

Unter diesem Begriff sammeln sich eine Vielzahl von Werkstoffen, denn er ist nicht klar definiert. Einerseits gibt es Kunststoffe, die teilweise oder komplett aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Diese werden als biobasierte Kunststoffe bezeichnet. Sie können u.a. aus Zuckerrohr, Mais oder Holz gewonnen werden. Der überwiegende Teil dieser biobasierten Kunststoffe ist nicht biologisch abbaubar, wie Bio-PE oder Bio-PET. Dafür können diese Stoffe über den Verpackungsabfall (Gelber Sack/Gelbe Tonne) gut recycelt werden, denn sie haben dieselben Eigenschaften, wie die aus Erdöl hergestellten Pendants. Zur Produktion biobasierter Kunststoffe werden ebenso Zusätze, wie Gleitmittel und Stabilisatoren, verwendet, die nachteilige Umweltauswirkungen haben können. 

Andererseits gibt es die biologisch abbaubaren Kunststoffe, die aber nicht zwingend aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen müssen. Die biologische Abbaubarkeit hängt nicht vom Rohstoff, sondern von den chemischen Eigenschaften des Stoffes ab. Laut der entsprechenden DIN EN 13432 muss sich innerhalb von zwölf Wochen das Material zu mindestens 90 Prozent zersetzt haben. Trotzdem gehören diese Produkte nicht in den Biomüll oder auf den eigenen Komposthaufen, da hier die Bedingungen für den Abbau nicht gegeben sind. Auch für die Wertstoffsammlung über das duale System sind diese Kunststoffe derzeit nicht geeignet, da sie den Aufbereitungsprozess konventioneller Kunststoffe behindern. Ihre chemische Zusammensetzung vermindert die Qualität des Rezyklats (aufbereiteter Kunststoff, aus dem neue Kunststoffe hergestellt werden). Biologisch abbaubare Kunststoffe hören sich wie eine gute Lösung an. Zurzeit ist aber nur eine thermische Verwertung – also Verbrennung – möglich.

Es gibt auch noch sogenannte oxo-abbaubaren Kunststoffe. Diese besteht aus erdöl-basierten Rohstoffen, deren Abbaubarkeit mittels chemischer Zusätze erreicht wird. Sie werden durch Sonne und Wärme zersetzt, aber nicht komplett abgebaut. Im Prinzip zerfallen diese Kunststoffe zu Mikroplastik, welches mit allen bekannten Folgen in der Umwelt und der Nahrungskette verbleibt.

Umweltprobleme bleiben oder verschieben sich

Im direkten Vergleich mit erdöl-basierten Kunststoffen sind die Biokunststoffe zurzeit weder nachhaltiger noch umweltfreundlicher. Bei der Ökobilanz kommt es vor allem auf die Herkunft der Rohstoffe an, denn für die Produktion werden ebenfalls viel Wasser und Zusatzstoffe benötigt. Die Herstellung der Rohstoffe erfolgt oft in intensivem konventionellem Anbau, es entsteht eine Konkurrenz zu den Ackerflächen für die Lebensmittelproduktion und sie führt bei hohem Düngemitteleinsatz zur Versauerung der Meere. Das wiegt die bessere CO2-Bilanz gegenüber konventionellen Kunststoffen nicht auf, sondern verschiebt die Probleme nur in andere Bereiche.

Chancen bleiben

Erdöl ist eine endliche Ressource und sollte möglichst nicht mehr für Kunststoff-(Einweg)-produkte verwendet werden. Biobasierte Kunststoffe haben gute Chancen irgendwann zu einer echten Alternative zu werden. Dazu sollte beispielsweise der Rohstoff aus Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung stammen und bei der Herstellung der Einsatz von Ressourcen verringert werden.

Verwertungswege müssen klar sein

Wir werden auch weiterhin Kunststoffe für die Verpackung verwenden (müssen), um Lebensmittel hygienisch und sicher zu transportieren. Aber die in 2020 verwendeten Verpackungen machten 40 Prozent des gesamten europäischen Kunststoffverbrauchs aus (Quelle Brizga et al 2020) und durch den Außer-Haus-Verzehr steigen diese Zahlen noch an. Es liegt an uns Verbrauchern, ob der Trend so weiter geht oder gebrochen werden kann. Der Slogan „Lieber Mehrweg als Einweg“ hat nach wie vor seine Berechtigung.

Umwelttipp August 2021