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Nagelsäule

Monument einer Spendenaktion

Sie ist das Ergebnis einer großen Spendenaktion während des Ersten Weltkriegs: Jeder Spender durfte einen Nagel in die Nagelsäule schlagen. Die Nägel konnten in unterschiedlichen Ausführungen erworben werden und kosteten zwischen einer und 20 Reichs-Mark. Auf diese Weise kamen 170.000 Reichs-Mark für soziale Einrichtungen zusammen.

Um die Nagelsäule herum sind drei andere Säulen gruppiert, die allegorische Figuren der Einigkeit, Kraft und Mildtätigkeit zeigen.

Nagelsäule auf einen Blick

Zahlen, Daten, Fakten

Errichtet: 1915 bis 1916
Entworfen von: Stadtbaumeister Adolf Gelius und Ludwig Lipp, Mainzer Bildhauer

Historisches

Der Erste Weltkrieg: Die Blockade des Deutschen Reiches durch die Entente zeigte Wirkung. Die Bevölkerung begann zu hungern. Die Wurst- und Fleischration wurde auf 250 Gramm pro Kopf festgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt, im Herbst 1915, reifte beim damaligen Mainzer Oberbürgermeister Dr. Karl Emil Göttelmann eine Idee, die bereits in anderen Städten wie Mannheim, Berlin, Köln und Aachen Erfolg hatte. Er rief die Mainzer Bürger auf, Geld zur Linderung der Kriegsnot zu spenden.

Sinnbild für diesen Einsatz sollte ein Mahnmal sein: "Ein stolzes, trotziges und in der Form machtvolles Gebilde, das geeignet sei, jedem zu gestatten, durch Hammerschlag und Nageleintreiben seinen festen Willen zur Unterstützung der guten Sache im Gedenken an unsere tapferen Vaterlandsverteidiger kund zu geben".

Die Nagelsäule auf dem Liebfrauenplatz ist das Ergebnis dieser "Spendenaktion" und gleichzeitig Zeichen für die Opferbereitschaft und Leidensfähigkeit der Mainzer zu jener Zeit. In einer Zeremonie durfte jeder Spender einen Nagel in das Denkmal schlagen. Den Billigsten gab es für eine Reichs-Mark, der Teuerste, mit vergoldetem Kopf, kostete 20 Reichs-Mark.

Zur Einweihungsfeier des Kriegswahrzeichens am 1. Juli 1916 hatten sich auf dem mit Fahnen und Pflanzen geschmückten Platz mehrere tausend Menschen, darunter die gesamte großherzogliche Familie, versammelt. Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, seine Frau und die beiden Prinzen durften die ersten Nägel einschlagen. Am 20. August 1916 war die Nagelung der Säule beendet. Die Spendenaktion brachte insgesamt 170.000 Reichsmark, nach heutiger Kaufkraft rund 800.000 Euro.

Restaurierung

In anderen Städten wurden die Nagelsäulen nach dem Ersten Weltkrieg wieder entfernt. In Mainz wurde die Säule im Februar 2006 aus statischen Gründen abgebaut und aufwendig restauriert. Möglich wurde dies durch viele Spenden und die Unterstützung des Landes.

Es folgten die Entwicklung der Restaurierungskonzepte für Holz, Metall und Stein, Musterrestaurierungen zur Verifizierung der Arbeitstechniken und -materialien sowie die Erstellung der Statik zur sicheren Verankerung der Säule im Fundament. Es gab für die Nagelsäule, die mittlerweile ein quasi weltweites Unikat darstellt, keine vorgefertigten Lösungen. Die Metall- und Naturwerksteinarbeiten konnten zum größten Teil in der Werkstatt durchgeführt werden.

Fünf Jahre später, im Juli 2011 kehrte die restaurierte Nagelsäule dann wieder auf ihren angestammten Platz zurück.

Architektur

Der Mainzer Bildhauer Ludwig Lipp errichtete das Monument innerhalb weniger Monate. Es besteht aus einem Kreis mit drei steinernen Nebensäulen, die eine hölzerne Mittelsäule - die eigentliche Nagelsäule - umgeben. Die sieben Meter hohe Hauptsäule musste aufgrund von Größe und Umfang aus mehreren Bündeln von Eichenstämmen zusammengesetzt werden. Diese wurden durch Eisenbänder fest miteinander verbunden, wodurch sich eine Gliederung in mehrere Ringflächen ergab. Das legte den Gedanken nahe, jeden Ring durch eine bestimmte Thematik zu charakterisieren.

Symbolik

Die Hauptsäule, die vom "Eisernen Kreuz" und dem Spruch "In Kriegsnot helf uns Gott" bekrönt wird, ist in insgesamt drei Teile gegliedert. Der obere Hauptring behandelt die Thematik "Kriegsarbeit" und zeigt einen Waffenschmied, einen Krieger mit Fahne und einen Soldaten mit seinem Sohn. Die Rosetten und Lisenen, pfeilartige, auftragende Streifen, die die Ringfelder in sich nochmals unterteilen, tragen Metallschilder mit den Namen der Stifter, vor allem Vereine und Firmen, sowie geschnitzte Darstellungen, zum Teil mit Bezug auf deren Arbeit.

Auf dem mittleren Ring dreht sich alles um das Thema "Staat". Der Reichsadler mit Kaiserkrone, der hessische Löwe und das Mainzer Rad sind dort abgebildet. Weitere Figuren, Symbole und Sinnsprüche stehen für verschiedene Berufsgruppen in Justiz, Heilberufe, Handel, Industrie, Lehrer und Landwirtschaft.

Der untere Ring widmet sich dem Thema "Liebe" und stellt ausschließlich Frauen dar. Eine Frau die Korn aussät, eine andere, die an Kinder Brot austeilt und eine weitere, die einen Verwundeten pflegt. Verbunden sind die Darstellungen durch Rosetten, die von Vertretern der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften gestaltet wurden. So finden sich auf diesem Ring ein Kreuz, die Lutherrose und ein sechszackiger Judenstern mit hebräischen Schriftzeichen.

Der Bereich unterhalb der Hauptringe ist als Hauptnagelfeld angelegt. Er ist mit einer Vielzahl von Rosetten, Emblemen, Spruchbändern und Plaketten ohne einheitliche thematische Vorgabe bedeckt. Durch die unterschiedlichen Beiträge zahlreicher Stifter entstand so eine eigentümliche Vielfalt an Elementen, die das Mainzer "Nagel-Mal" aus denen anderer Städte hervorhebt.

Heute

Seit 2011 steht die restaurierte Säule wieder an ihrem Platz. Sie erinnert als Denkmal an die schwere Zeit während des Ersten Weltkriegs. 

Kontakt / Lage

Liebfrauenplatz
55116 Mainz